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Am vergangenen Himmelfahrts-Wochenende besuchten wir mit einer kleinen Abordnung des Spielmannszuges das Deutsche Musikfest in Osnabrück. Leider konnten wir in diesem Jahr nicht selbst teilnehmen, da es uns personelle Umbrüche nicht erlaubten. Aber einige Musiker wollten es sich nicht nehmen lassen trotzdem dabei zu sein und so machten wir uns mit sieben Mitgliedern am Donnerstagmorgen auf den Weg nach Osnabrück. Zuvor hatten wir mit der befreundeten Gruppe „Mallet and Drums“, kurz MAD, Kontakt aufgenommen, in der auch zwei unserer Musiker spielen, und konnten so als ihre Betreuer einen Schlafplatz in einer Schule ergattern, was den Geldbeutel weit weniger belastete, als die Übernachtung im Hotel.

Mit einem gemieteten Kleinbus machten wir uns als auf Richtung „Süden“. Der Weg verlief reibungslos und wir kamen entspannt und rechtzeitig bei der Berufsschule, die die nächsten vier Tage unser „Zuhause“ sein sollte, an und entluden unsere Sachen. Bei der Anmeldung fragte man uns, ob wir große Instrumente dabei hätten. Weshalb sie diese Frage stellten wurde kurz danach klar:

unsere Klassenräume lagen im vierten Stock, ohne Fahrstuhl! Wir machten uns also für den Aufstieg bereit und kamen recht außer Atem (man könnte auch sagen dem Erstickungstod nahe) im Flur des vierten Stocks an. Nachdem wir noch ein zweites Mal laufen mussten, um alle Sachen aus dem Bus in die Klassenräume zu bringen, bauten wir unser Nachtlager auf und erholten uns von der Besteigung des Mount Everests. Nach und nach kamen auch die Musiker von MAD an und richteten sich in den Klassenräumen ein. Als Begleiter der Musiker hatten wir die Aufgabe beim Auf- und Abbau der zahlreichen Instrumente von MAD zu helfen. Da ihr Konzert jedoch erst um 21 Uhr anstand, hatten wir genügend Zeit, um uns mit der Umgebung und den Spielstätten vertraut zu machen. Da die Busverbindungen sehr zu wünschen übrig ließen, machten wir uns zu Fuß auf, um die Wertungsstätte der Konzertwertung zu besuchen. Das Wetter zeigte bereits leichte Schwüle, aber das war nichts gegen die Hitze, die in den nächsten Tagen folgen sollte. Nach einem Fußmarsch von 20 Minuten kamen wir an der Osnabrück-Halle an und halfen den MADern beim Aufbau ihrer Instrumente, denn sie wollten vor dem großen Auftritt noch proben. Wir wechselten im Anschluss die Straßenseite und schauten uns in der Schlosswallhalle (auch hier gab es natürlich so einige Treppen) ein paar Vereine bei der Konzertwertung zur Deutschen Meisterschaft an. Ein wenig Wehmut schwang dabei mit, denn wir waren schon etwas traurig, dass wir in diesem Jahr nicht dort unten sitzen würden.

Am Abend gingen wir ein paar Cocktails in der Stadt trinken, bevor wir zurück zur Osnabrück-Halle gingen und das Konzert von „Mallet and Drums“ genossen. Die Gruppe spielt nur mit Schlagwerk und Stabspielen. Das tut der Musikalität und Vielfältigkeit jedoch keinen Abbruch. Von Pophits über Westernklasiker bis hin zu Originalkompositionen war alles dabei. Nach dem Konzert halfen wir dann beim Abbau und machten uns dann auf den Weg in die Unterkunft. Wir hatten an diesem Tag bereits 16km Fußmarsch hinter uns und es stand uns ja noch der Aufstieg der Treppenhölle bevor. Im Klassenraum angekommen wurden zuerst die Füße von den Schuhen befreit und danach die Getränke aus ihren Verpackungen. Wir ließen den Abend dann bei netten Gesprächen und Getränken ausklingen.

Am nächsten Tag ging es nach Dusche und Frühstück wieder Richtung Schlosswallhalle und wir sahen uns die Konzertwertung des BSV Uelsen an. An diesem Tag war es schon um einiges wärmer als am Vortag und die Sonne schien mit voller Kraft. Nach der Konzertwertung wollten wir uns auf dem Sportplatz die Marschwertung des Fanfarenzuges Strausberg ansehen. Der Weg von der Unterkunft zur Konzertwertung war ja schon weit, aber nichts im Vergleich zu der Strecke von der Konzertwertung zum Sportplatz. Bei sengender Hitze und Stechschritt (man wollte ja die Wertung nicht verpassen) ging es 35 Minuten an der Hauptstraße entlang, bis wir verschwitzt und völlig kraftlos (also zumindest einige von uns) beim Sportplatz ankamen. Dort trafen wir rechtzeitig ein und sahen uns einige Marschwertungen an. Im Anschluss ging es wieder Richtung Osnabrück-Halle (zu Fuß!), an dieser vorbei zum Domplatz, wo ein Drumbattle mit verschiedenen Drumbands stattfinden sollte.

Dort angekommen aßen wir eine Kleinigkeit und platzierten uns um die „Battlearena“ und harrten der Dinge die dort kommen sollten. Sieben Drumkombos gaben sich die Sticks in die Hand, bzw. warfen sie ihren Gegnern vor die Füße. Der Moderator schien leicht überfordert und war des Englischen auch nur bedingt mächtig. Er berichtete von der Battle, die Battle und eine Battle, fand jedoch bis zum Schluss nicht den richtigen Artikel zu diesem Wort. Die Battle an sich waren sehr vielfältig. Während einige Gruppen bei der Präzision den Schwerpunkt legten, setzten andere Gruppen auf Entertainment. Dabei traten immer zwei Gruppen gegeneinander an und präsentierten in höchstens zwei Minuten ihr Können. Im Anschluss beriet sich eine Jury und in guter Boxmanier wurde am Ende jedes Battles per Handzeichen der Sieger gekürt.

Nachdem dem letzten Battle hatten wir noch ein bisschen frei, bis es wieder Zeit zum Abbau der MAD-Instrumente war und so ließen wir uns noch einmal bei dem Café des Vortags nieder und tranken ein paar Cocktails. Nach dem Abbau machten wir uns wieder zu Fuß auf den Weg zur Schule und ließen den Abend wieder bei Getränken und Gesprächen ausklingen. An diesem Tag liefen wir übrigens über 20km.

Am Samstag gingen wir nach dem Frühstück wieder zur Schlosswallhalle, um uns die Konzertwertung von „Gut Klang Erftstadt“ anzusehen. Sie waren der amtierende Deutsche Meister und durch einen Besuch unsererseits im letzten Jahr, mittlerweile auch unsere Freunde. Und wie man es von einem Deutschen Meister erwartet, lieferten sie wirklich eine tolle Darbietung ab. Wir waren uns sicher, dass sie den Titel erneut mit nach Hause nehmen würden. Im Anschluss, da unsere Füße mittlerweile fast rund gelaufen waren, fuhren wir mit dem Taxi zum Sportplatz und schauten uns die Marschparade der Nortorfer Spielergarde an, bei dem auch einer unserer Musiker mitlief. Auch diese Performance konnte sich sehen lassen und wir vermuteten eine Platzierung im vorderen Bereich. Im Anschluss ging es für uns (zum Glück wieder mit dem Taxi) zurück zur Osnabrück-Halle, wo am späten Nachmittag das Gala-Konzert des neugegründeten Landesflötenorchesters des niedersächsischen Musikerverbandes, unter der Leitung von Tobias Lempfer, stattfinden sollte. Tobi ist ja seit vielen Jahren unser Dozent, deshalb konnten wir uns das Konzert natürlich nicht entgehen lassen. Auch eine unserer Musikerinnen spielt in diesem Orchester mit. Der Sound dieses Orchesters war sehr beeindruckend. Die Musiker füllten den Saal mit Flötenklängen und drei Kontrabass- und eine Subkontrabassflöte gaben den Bass dazu. Die Stückauswahl bot alles von traditionellen Spielmannsstücken (verpackt in einem Potpourri), über Film- und Musicalmelodien, bis hin zu anspruchsvollen Originalkompositionen für Flötenorchester.

Nach dem Konzert versammelten sich alle Musikvereine und Gäste auf dem Marktplatz und erwarteten voller Spannung die Siegerehrung der Deutschen Meisterschaft. Wie wir es vorausgesagt hatten, wurden unsere Freunde von „Gut Klang Erftstadt“ mit der wahnsinnigen Punktzahl von 98 von 100 möglichen Punkten wieder Deutscher Meister und auch die Nortorfer Spielergarde konnte überzeugen und sich den Meistertitel in der Marschparade sichern.

Zum Abschluss wurde dann das Ergebnis in unserem mittlerweile Stammlokal mit Cocktails begossen. Die Männer wurden dann noch durch ein von Ken durchgeführtes Tutorial „How to Cocktail“ in die Kunst des anmutigen Cocktailtrinkens eingeweiht. An diesem Abend wurden für den Spielmannszug Bredstedt bereits neue Mitglieder akquiriert, wobei die Vertragspartner bei Unterschrift des Vertrages (auf einem Bierdeckel) vielleicht nicht mehr ganz nüchtern gewesen sein könnten. Aber egal, unterschrieben ist unterschrieben. Schließlich wollen wir 2022 wieder mit unserem Verein bei der Deutschen Meisterschaft starten.